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Muhammad Yunus und die Guru-Frage

Diese Woche habe ich den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus wieder getroffen – nachdem ich 2008 und 2009 sehr viel mit ihm gearbeitet hatte, war es ein freudiges Wiedersehen. In der Zwischenzeit ist in Bangladesch viel passiert – auch Negatives, insbesondere die Person und der Ruf von Prof. Yunus standen regelmäßig in der Kritik. Und doch strahlt er weiter eine unbändige Energie aus und kann von zahlreichen Fortschritten berichten, sein Optimismus rief in mir innerlich ein Lächeln hervor.Yunus war anlässlich der Vorstellung einer Studie über Mikrofinanzen in Berlin. Während ich seinem Vortrag lauschte, fiel mir auf, wie sehr sich doch die großen Vorbilder der öko-sozialen „Szene“ in einem Punkt ähneln: sie alle sind geniale Geschichtenerzähler. Bitte nicht falsch verstehen: ich schätze Muhammad Yunus sehr, er hat durch sein Wirken und die von ihm geschaffenen Strukturen das Leben von Millionen von Menschen positiv beeinflusst. Und doch glaube ich, dass all die (vermeintlich) großen Ideen auch unter der Dynamik leiden, die ihre mitreißend vorgetragenen Konzepte und Themen nach sich ziehen. Dabei teilen sich die Zuhörer auf solchen Veranstaltungen meiner Erfahrung nach (vor allem in der westlichen Welt) in drei Gruppen:

  1. die „Inspirierten“ (ein Freund nennt sie süffisant „Erdbeerteetrinker“) trifft man auf nahezu jeder Konferenz und jedem Event zu öko-sozialen Innovationen. Sie fühlen sich wahnsinnig wohl dabei, umgeben von anderen inspirierten Weltverbesserern über die Vorträge zu diskutieren und philosophische Fragen zu stellen. Wirklich viel bewegt wird dabei natürlich nicht.
  2. die „Manager“ bzw. ihre Assistenten sind eher still dabei, sie sind auf der Suche nach Trends und brauchbaren Ideen, aus denen sich Marktpotenziale ergeben könnten. Leider passiert es dann oft genug, dass bei der Kommerzialisierung eines Konzeptes die ursprünglich dahinterliegenden Werte auf der Strecke bleiben – das gilt für viele der Mikrofinanzanbieter, weite Teile der „grünen Industrie“ und zahlreiche CSR-Projekte. Hier geht Skalierung leider vor.
  3. die „Anhänger“ schließlich sind die Gefährlichsten. Sie himmeln ihre Vorbilder an, erklären sie für ‚unfehlbar‘ und verteufeln jeden, der Kritik äußert und eine differenzierte Betrachtung vornimmt. Indem sie aus einer guten Idee eine Religion machen, schrecken sie viele Menschen ab, die Projekte tatkräftig voranbringen könnten, es aber nicht unter der Fuchtel eines vermeintlichen Gurus tun wollen.

Ich kann ja nachvollziehen, dass man vor allem von den Erfolgen erzählt, um Menschen Mut zu machen, dass Veränderung möglich ist. Vielleicht täte es aber auch gut, wenn die Rückschläge, die Fehler und die Streitigkeiten genauso ehrlich beleuchtet würden. Und so manchem Thema wäre besser damit gedient, wenn es von vielen Gesichtern statt einem Einzelnen nach außen getragen würde – bottom-up statt top-down eben.Unternehmer trifft man übrigens relativ selten bei inspirierenden Vorträgen, Konferenzen etc. an. Sie haben nämlich keine Zeit sondern sind damit beschäftigt, die Ideen, die sie aus solchen Events irgendwann mal mitgenommen haben, in sinnvolle Produkte und Dienstleistungen umzusetzen… Foto: CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ Wikipedia

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Bau eines 3D Druckers – Selbsterfahrung

In Berlin gibt es ja (fast) Nichts, das es nicht gibt. Und so habe ich mich überreden lassen, das vergangene Wochenende einem Workshop zu opfern, um einen firmeneigenen 3D-Drucker selber zu bauen. Drei verrückte und sehr sympathische Herren vom fablab in Prenzlauer Berg haben über Jahre hinweg einen 3D-Drucker aus Standardkomponenten plus selbstgedruckten Halterungen konzipiert und ständig verbessert, der sich wirklich sehen lassen kann. Und nach all den vielen Stunden des Rumschraubens und Bastelns (unter der wirklich super kompetenten und geduldigen Anleitung von Bram) habe ich tatsächlich keine Berührungsängste mehr: Aus der vermeintlichen Blackbox ist ein Gebrauchsgegenstand geworden.In der Szene gibt es derzeit eine Aufteilung in zwei Welten. Einerseits gib es nach wie vor eine große grassroots Gruppe, die sich mit der Technik rund um ihren Drucker auskennen. In ihrer Freizeit gestalten sie alle möglichen Gegenstände, vom individuellen Smartphonecover über buchstäblich tausende von Plätzchenausstechern bis hin zu Taschenlampenhalterungen für’s Fahrrad. Das Alles kann man weitestgehend kostenlos im Internet runterladen, in Größe, Dicke u.ä. anpassen und auf dem eigenen 3D-Drucker ausdrucken. Da wird aber auch fleißig mit neuen Filamenten experimentiert, sei es aus Bioplastik, Nylon, Holz, Sandstein und vielem mehr – oder man stellt es gleich selber her, denn sogar dafür gibt es mittlerweile Maschinen, die aus „Plastikabfall“ ein angeblich qualitativ einheitliches ‚Garn‘ auf die Spule des Druckers rollen.Andererseits entwickelt sich auch im 3D-Druck ein Bedarf nach ‚Convenience‘ seitens derjenigen, die eigentlich nur eine Idee oder ein Bild vorgeben und ein gedrucktes Ergebnis in Empfang nehmen wollen. Insbesondere die Hersteller der gängigen Druckermodelle entwickeln hier Dienstleistungen, die es ihnen ermöglichen, mehr von der laufenden Wertschöpfungskette abzudecken – also vom Rohstoff (an dem sie – ähnlich wie beim Toner für Laserdrucker oder den Rasierklingen – gut verdienen) über die Designdienstleistung bis zur Wartung. Im Ergebnis hat der Kunde keine Transparenz mehr, wie sich die Kosten für sein Produkt eigentlich zusammensetzen, aber da er sich mit der Technik nicht auskennt oder nicht auseinandersetzen will, nimmt er das in Kauf. Ein spannender Prozess, den andere Branchen bereits vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten durchlaufen haben – nur, dass er rasend schnell vor sich geht. Längst angekommen ist 3D-Druck in der Medizintechnik, wo aus Keramik oder Titanlegierungen vom Zahnersatz bis zur künstlichen Hüfte zahlreiche Gegenstände quasi „live“ und passgenau für den Patienten ausgedruckt werden.Mich persönlich begeistern die vielen Spezialbereiche, in denen derzeit an Innovationen gearbeitet wird. Vom Drucker der Essen (dickflüssiges wie Teig, Saucen oder Schokolade) in hübsche Formen bringt, über Drucken mit Bienenwachs, Karbon und Algen, bis hin zu Druckern der Marke Eigenbau aus Legobausteinen und Fahrradpumpen, die Vielfalt der Ideen ist überwältigend. Nun muss ich die nächsten Wochen und Monate damit verbringen, mich mit den Fähigkeiten und Grenzen unseres neuen Werkzeugs vertraut zu machen. Ich fürchte, dieses Jahr werden die Weihnachtsgeschenke nicht selbst gebastelt, sondern „selbst gedruckt“!

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Erneuerbare Energien in Kroatien

Kroatien ist ein wunderschönes Land – ganz sicher war ich nicht zum letzten Mal dort. Aber erschreckend: trotz 2.600 Sonnenstunden im Jahr und über 1.200 Inseln mit ständigem Wind habe ich eine einzige kleine PV-Freilandanlage und drei kleine (alte), sich nicht drehende Windräder gesehen. Kroatien hat im Kontext des EU-Beitritts sehr viel für die Umwelt getan, gut 10% der Fläche des Landes stehen unter Naturschutz – sehr zur Freude auch der vielen Besucher. Aber gerade was Energie anbelangt steht das Land wohl noch ganz am Anfang.

Am letzten Tag meines Besuchs wollten wir eigentlich zum Abendessen in eine Pizzeria in der Nähe des Amphitheaters von Pula. Doch wir wurden abgelenkt: die Rainbow Warrior (III) lag im Hafen mit riesigen Menschentrauben davor. Also natürlich nichts wie hin, die letzte englischsprachige Führung ergattern – und während der Wartezeit staunen, dass Solarkocher und PV-Grashüpfer für Kroaten angeblich völliges Neuland sind. Denn Greenpeace macht gerade eine Aufklärungskampagne durch Südeuropa und hat jede Menge “Solarspielzeug” am Kai aufgebaut.

Das Schiff selbst ist wirklich beeindruckend: über 1.300 m² Segelfläche, hochmoderne Steuerung, Heli-Landeplattform samt Garage – plus die Baukosten von über 20 Mio. EUR wurden komplett über crowdfunding gestemmt, und das zu einer Zeit, als der Begriff noch in den Kinderschuhen steckte. Die Diskussionen unter den Besuchern, warum die Besatzung nicht allesamt Veganer oder wenigstens Vegetarier sei, ob man auch wirklich so sellten wie möglich den Motor anschalte, usw. waren ein typisches Spiegelbild der Öko-Szene: vom Hardliner bis zum Pragmatiker war alles dabei.

Wir hoffen jedenfalls, dass der Besuch der Rainbow Warrior zumindest einige Kroaten zum Umdenken animiert, denn bei gerade einmal 4,3 Millionen Einwohnern sollte es doch möglich sein, schon bald Erneuerbare Energien zu exportieren! Die Natur bietet sie jedenfalls im Überfluß.

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Von Kapitalmärkten und Regenwäldern

Ein seltener Gast aus Brasilien: Celso Grecco, der vor einer gefühlten Ewigkeit die weltweit erste Spendenbörse ins Leben rief, war in Berlin und wir haben den Abend auf Einladung der liebenswerten Maritta Koch-Weser genutzt, um uns mal wieder auszutauschen. Seit mehreren Jahren schon berät Celso in Lissabon den Euronext-Verbund und ist immer wieder erstaunt, wie sehr in den Köpfen noch Mauern existieren: gespendetes Geld ist halt weg, wenn das Wort Börse hinzukommt darf es nur um Investments gehen?! Die europäischen Börsen zögern seiner Erfahrung nach sehr, innovative Finanzierungsansätze anzubieten, dabei wären Verbraucher dankbar für jedes Zeichen, dass ein Umdenken an den Kapitalmärkten tatsächlich möglich ist!

Doch auch Maritta hat viele spannende Projekte zum Schutz des Regenwaldes initiiert und hofft, mit nachhaltig angebauten Produkten der indigenen Bevölkerung Alternativen zum illegalen Mahagoni-Einschlag zu bieten – und eine Lebensgrundlage, die vor der Sklaverei durch Großgrundbesitzer schützt. Derweil geht der Raubbau am Urwald faktisch weiter, nicht zuletzt weil auch deutsche Viehzucht die Nachfrage nach (im Zweifel genmanipuliertem) Soja anheizt. Willkommen in der Globalisierung. Dann doch lieber ab und an auf das Steak verzichten.

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Beiratsberufung als Expertin im IHK Berlin

Wir fühlen uns geehrt: Anne-Kathrin wurde in den wirtschaftspolitischen Beirat der IHK Berlin berufen. Als Vertreterin eines kleinen Unternehmens sowie als Expertin für Nachhaltigkeit, CSR und Social Entrepreneurship soll sie dort ihr Wissen einbringen. Insbesondere CSR steht bei der Bundes-IHK gerade hoch im Kurs, in Berlin sind die Schwerpunkte eigentlich ein wenig anders gelagert. Wir sind gespannt, wie sich die Arbeit im Verlauf der nächsten zwei Jahre entwickelt. Etwa einmal pro Quartal kommt der Beirat zusammen, um mit Vertretern aus Wissenschaft und Politik spezielle Themenbereiche zu diskutieren. Gerade was die Förderung von Innovationen und Startups anbelangt werden sicherlich auch mal unbequeme Fragen gestellt werden. Mal sehen, welche Impulse der Senat tatsächlich aufgreift.