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Winner - Team Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

And the winner is… Preise für unsere Kundenprojekte

Bei den vielen operativen Dingen, die uns im Alltag beschäftigen, geht es manchmal unter sich über Erfolge zu freuen und öffentliche Anerkennung auch zu feiern. Nachdem die ostewert AG bereits die AuszeichnungMenschen und Erfolge 2016 – Aktiv für ländliche Infrastruktur“ erhalten hat, wurde nun der „Hans Sauer Award 2018 Designing Futures. Social Labs in Europe“ an die Aktiven der vielen Projekte und Firmen in Oberndorf verliehen, die zwar kein eigentliches „social Lab“ wie eigentlich ausgeschrieben gegründet haben, dafür aber viele innovative Ansätze verfolgen, um das Leben im ländlichen Raum wieder zukunftsfähig zu gestalten. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!Wir freuen uns riesig, denn solche Preise sind letztlich auch eine Anerkennung unserer Arbeit. Seit 2012 sind wir in Oberndorf an der Oste tätig und es ist wirklich beachtlich und immer wieder faszinierend zu sehen, was in diesen gut sechs Jahren dort entstanden ist. Am bekanntesten ist sicherlich die ostewert AG, die wir als Bürgeraktiengesellschaft konzeptioniert, in der Gründung und Aufbauphase beraten haben und bis heute in Marketing und Business Development begleiten. Als 2013 wiederum die Schulschließung drohte, haben wir ein Gutachten erstellt, das aufzeigte, dass die Gemeinde mit einem PPP-Modell günstiger fahren würde, als das Gebäude abzureißen; nachdem die Grundschule dennoch 2014 geschlossen wurde, haben wir unterschiedliche Betreiber von Privatschulkonzepten angesprochen; diesen Sommer wird die Freie Schule Oberndorf ihre ersten Schüler begrüßen dürfen. In der Zwischenzeit hat die Kiwitte mit ihrem tollen Nachmittagsprogramm in der Kinderbetreuung die Räume weiter genutzt und das Gebäude als Lernort erhalten, was wir mit viel Coaching und der unermüdlichen Unterstützung durch die Ehrenamtlichen vor Ort lange begleitet haben, so dass heute eine bezahlte Kraft die Koordination und Organisation verantwortet. Bereits vor zwei Jahren haben wir ein Konzept für Deutschlands erstes Co-Working Space im ländlichen Raum, das Markthuus, zusammen mit der ostewert bei Fördermittelgebern eingereicht; in den nächsten Wochen soll nun die Vergabe für eine Feasibility Studie durch den Gemeinderat erfolgen, damit auch diese Idee Wirklichkeit werden kann. Vielversprechende Ansätze eines Mobilitätskonzeptes werden seit gut einem Jahr mit der Aktion Roter Punkt umgesetzt, das wir mit gesponsert und in benachbarte Gemeinden getragen haben. Im Lauf der Jahre sind so mehr als 30 Arbeitsplätze neu entstanden, und mittlerweile erlebt das Dorf einen netto-Zuzug von Einwohnern, die Abwanderung ist also gestoppt.Viele dieser Entwicklungen sind im Film „Von Bananenbäumen träumen“ über drei Jahre dokumentiert worden, und so manches haben wir hier in unserem Blog bereits näher vorgestellt. Natürlich gibt es darüber hinaus in Oberndorf noch viel mehr Aktivitäten, denn wenn der Stein erst einmal rollt, lassen sich Menschen ihre Kraft und Energie nicht mehr rauben. Ob Energiegenossenschaft, Kombüse 53°Nord, Hallo Nachbar, Heimatmuseum, die Flüchtlingsbetreuung bei Welcome oder das bunte Kulturangebot, die Liste des bereits Erreichten – und erst recht die Liste der Ideen und Pläne – lässt sich beliebig fortsetzen. So sind die Menschen in Oberndorf ein wirklich leuchtendes Beispiel dafür, was passiert, wenn man nicht jammert und auf „die da oben“ wartet, sondern die Gestaltung der eigenen Zukunft in die eigenen Hände nimmt.Sicher ist eine professionelle Begleitung dabei von Vorteil, denn Veränderung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Viele Methoden und Hilfestellungen dazu, sogar einen kostenlosen online Kurs (MOOC), gibt es mittlerweile bei Dörfer im Aufbruch, damit sich Menschen selbständig auf den Weg machen können. Doch ohne Ideen und Impulse von außen wäre Oberndorf vermutlich nicht so weit gekommen, deswegen gibt es bei Dörfer im Aufbruch eine große Datenbank mit inspirierenden Beispielen, was alles möglich ist und was andere bereits erfolgreich umgesetzt haben. Und wer ein individuelles, innovatives Geschäftsmodell mit Leuchtturmcharakter für sein Dorf haben möchte, der ist bei uns genau richtig. Foto: (c) freeimages – Fernando Mengoni

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Neujahrsvorsatz gegen die Regulierungswut

Es gibt Tage da fragt man sich, ob unser Staat überhaupt Unternehmer haben will. Die meisten Menschen wissen gar nicht, was für irrsinnige Vorschriften und Regulierungen es in der BRD gibt. Jede Regierung schafft neue Regeln und Gesetze, irgendwie auch als Daseinsbegründung, aber Gesetze verschlanken oder an der Realität ausrichten? Das wird meistens vergessen.Ein Beispiel: in jedem privaten Haushalt dürfen beliebige Verlängerungskabel eingesetzt werden – sie sind ja CE geprüft und damit wohl hinreichend sicher. In einem Büro hingegen muss dasselbe Kabel zwingend einen Schutzschalter haben und regelmäßig von einem Elektriker auf Funktionalität geprüft werden, der dann eine entsprechende Plakette anbringt. Das gilt für JEDES Kabel, das in einem Büro in Deutschland im Einsatz ist. Für mich ein klares Indiz für gelungene Lobbyarbeit: die Elektrikerbranche dürfte sich daran dumm und dusselig verdienen. (Zur Orientierung: zwischen 3 und 15 EUR pro geprüftem Kabel wurden uns schon angeboten…)Es wird aber noch lustiger. Wenn jetzt ein Mitarbeiter an einem dieser streng geprüften Mehrfachstecker sein/ihr privates Handy aufladen möchte (weil er es auch beruflich nutzt – dafür erhält er/sie sogar einen steuerfreien Lohnzuschuss), ist das illegal, zumindest aber nicht durch die Berufshaftpflicht der Firma abgedeckt. Es könnte ja sein, dass das Handy überhitzt und explodiert – dann haftet der Mitarbeiter privat für den Schaden, oder die Chefin, die diese grob fahrlässige Handlung zugelassen hat.Nun fordern manche Politiker ein Recht auf Home Office, wie es das in anderen Ländern gibt. Leider ist es aber in Deutschland so, dass ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitern erlaubt, von zu Hause zu arbeiten, sicherstellen muss, dass diese Mitarbeiter auch zu Hause an einem ergonomisch geeigneten Arbeitsplatz arbeiten. Es gibt aber kein Gesetz, dass der Mitarbeiter den Chef zwecks dieser Überprüfung in seine Wohnung lassen muss (soweit kommt‘s noch!). Es ist also schlicht gar nicht möglich, sich hier rechtskonform zu verhalten. Ob diese Mitarbeiter auch zu Hause jährlich die genutzten Kabel vom Elektriker prüfen lassen müssen, für den Fall eines Kabelbrands während des Home Office Tages?Von Mindestlohn für Praktikanten, der überall nur nicht in den Ministerien bezahlt wird, uvm. wollen wir gar nicht erst anfangen.Es wäre lustig, wenn es nicht gleichzeitig so ernst wäre. Die Folge all dieser wahnsinnigen Überregulierung ist nämlich, dass man als Unternehmer mit Angestellten streng genommen immer mit einem Bein im Knast steht. Als würden Unternehmer nicht schon genug Risiken in Kauf nehmen, packt der Staat noch ein paar drauf, weil Berufspolitiker sich ohne jedweden Realitätsbezug die Welt malen, „wiedewiede wie sie mir gefällt“.Falls wir in 2018 irgendwann eine neue Regierung haben, hätte ich einen dringenden Neujahrswunsch: für jedes neue Gesetz werden zwei abgeschafft. Und redet mal mit ein paar Unternehmern (nicht nur Konzernlenkern, also angestellten Managern!). Vielleicht finden sich ja ein paar sinnvolle Regeln, die wir einführen können, statt sinnloser.

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Wachstum für Impact

Immer wieder führen wir Diskussionen über das Thema Wachstum. Denn viele der Geschäftsmodelle, die wir entwickeln, sind natürlich per se skalierbar und/oder replizierbar, ggf. mit Anpassungen an lokale Spezifika. Das ist auch so gewollt und intendiert. Denn: nur wenn wir zeigen, dass Nachhaltigkeit auch in größerem Maßstab Geld verdient, ändern wir etwas in der Welt, weil dann auch Konzerne aufmerksam werden und Stück für Stück ihre Strategien anpassen.Seien wir ehrlich: wenn Coca-Cola bekannt geben würde, nur noch Zucker aus Bioanbau verwenden zu wollen, würden Kleinbauern und Kooperativen weltweit umstellen, vermutlich würde allein dadurch die globale Produktion von Biozucker verdoppelt. Dafür müssten die Bionade und Lemonaids dieser Welt aber mal mindestens auf 1-2% Marktanteil kommen, also ein Stück weit aus der Nische raus und rein in den mainstream.Viele „Ökos“ vom alten Schlag predigen das Mantra der Wachstumsgrenzen und befürchten, wenn nun die „Guten“ auch wachsen wollen, setzen sich wieder die falschen Maßstäbe durch. Ich bin der Meinung: es kommt darauf an, was die Motivation für Wachstum ist. Bei echten eco-social-entrepreneurs darf man davon ausgehen, dass die Motivation lautet, mehr Impact zu haben – also eben wirklich die Wirtschaft zu ändern.Ich gehe mal provokativ noch einen Schritt weiter: jedes Social Enterprise, das sich damit begnügt, eine kleine selbsttragende Firma mit 3-5 Mitarbeitern zu sein und daher den Beweis der Tragfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells erbracht zu haben, dient im Herzen eher der Selbstverwirklichung des Gründerteams als dem Streben nach Veränderung. Denn Wachstum kann auch Angst machen: die Verantwortung wächst, Strukturen müssen sich wandeln, und man muss beweisen, dass die eigene Relevanz nicht nur in der Nische besteht.Mein Plädoyer für heute: Habt Mut, liebe Gründer, und arbeitet ständig mit einem Bein außerhalb Eurer Komfortzone. Freut Euch, wenn sich die Großen bewegen, nach Kooperationen fragen – oder schlicht Euer Modell kopieren. Dann habt Ihr eigentlich alles erreicht und könnt mit neuen Innovationen den nächsten Schritt gehen.Foto (c) Daniel Tan (freeimages.com)

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Von Bananenbäumen träumen: ein Film macht Mut

Wir sind sehr, sehr stolz: über drei Jahre hat die Filmemacherin Antje Hubert unsere Arbeit in Oberndorf in Niedersachsen und den dort entstandenen Wandel begleitet. Daraus ist ein 92-minütiger Dokumentarfilm geworden, der am 5. November auf den 58. Nordischen Filmtagen Lübeck Weltpremiere feierte.Der Saal war voll, der Film lang ausverkauft – für uns ein ganz besonderes Ereignis; wie viele Unternehmen können schon von sich behaupten, dass es einen Film über ihre Arbeit gibt? Das Werk ist einerseits oft ernst, zeigt die vielen Höhen und Tiefen auf, die Regionalentwicklung bedeuten, auch im Publikum wurden viele Taschentücher gebraucht. Aber viele heitere Momente, Szenen und Aussagen bringen das Publikum auch unweigerlich dazu, wirklich herzhaft zu lachen. Am Ende stehen Mut und die Lust, weiterzumachen – denn in Oberndorf sind noch viele Ideen und Projekte in der Mache, und die bereits begonnenen wachsen und festigen sich weiter.Faszinierend finde ich, wie es ein Filmkritiker ausdrückte: der Film hat alle Elemente, Mittel und die Dynamik eines Spielfilms, obwohl er inhaltlich eine Dokumentation darstellt. Damit macht er es möglich, zu unterhalten und dennoch die dramatische Herausforderung, die das demographische Ausbluten des ländlichen Raums in Deutschland (und vielen anderen Ländern der Welt1) bedeutet, differenziert zu thematisieren.Ab Frühjahr kommt „Von Bananenbäumen träumen“ in die Kinos und wird so hoffentlich noch zahlreiche andere Dörfer ermutigen, sie ebenfalls auf den Marathon „selbstermächtigte Veränderung“ zu begeben. Bis dahin soll Begleit- und Infomaterial bereit stehen, und vielleicht können wir zusammen oder im Wechsel mit der Regisseurin und einzelnen Oberndorfer Akteuren ab und zu vor Ort sein und einen Diskussionsabend anschließen, um die ersten ‚nächsten‘ Schritte bereits zu skizzieren.Wir sind sehr, sehr stolz – und wir freuen uns, wenn auch Sie im Kino mal vorbeischauen.

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Sozial-ökologische Produkte verkaufen sich von selbst, oder?

In meinen Blockseminaren über Social Entrepreneurship sind Studenten immer wieder überrumpelt, dass sie einen Schnelldurchlauf durch alle BWL-Basics bekommen – und dann auch noch oben drauf das sozial-ökologische Niveau ihrer Ideen oder bestehender Produkte hinterfragen sollen. Die Realität ist eben so: Produkte konkurrieren auf einem einzigen Markt um die gleichen Kunden, egal wie sehr man künstlich segmentiert. Daher gelten für Sozialunternehmer die gleichen Regeln wie für alle anderen auch: sie müssen kostengünstig produzieren und mit auskömmlicher Marge absetzen.Insbesondere bei der Frage, wie das konkret in der Kundenansprache funktioniert, müssen die meisten doch erstmal gründlich umdenken. Nein, Kunden kaufen eher selten ein preislich teureres Produkt, nur weil es höhere soziale Standards erfüllt oder weniger umweltschädlich ist (die Frage, wer von ihnen selbst nur bio und fairtrade einkauft, oder wenigstens sein Girokonto bei einer Umweltbank hat, relativiert diese Haltung dann schnell). Schon gar nicht, wenn die Qualität die gleiche ist, das Produkt oder die Dienstleistung sich also an sich nicht von anderen unterscheidet. Und Kunden wollen im Idealfall auch genauso bequem auf das Produkt zurückgreifen können, sprich: im Laden um die Ecke. Als einiges Differenzierungsmerkmal bei den klassischen „4Ps“ bleibt da also die Kommunikation.Um es ganz konkret zu machen: ein Unternehmen, dass ehemalige Straffällige anstellt um Reinigungsleistungen zu erbringen, muss genauso günstig sein (obwohl es vermutlich zusätzliche Betreuer beschäftigt, die die Mitarbeiter beim Übergang in ein geregeltes „normales“ Leben unterstützen), es muss die gleiche Qualität erbringen (weniger sauber geht gar nicht) und genauso bequem verfügbar sein (also am besten in den frühen Morgenstunden oder spät abends reinigen, wenn es keinen bei der Arbeit stört). Ob nun in der Kommunikation auch noch explizit darauf abgestellt wird, dass „ex-Knackis“ die Arbeit erledigen, oder ob dies bei manchen Kunden eher Ängste und Befürchtungen auslöst, muss der Chef entscheiden.Das Beispiel zeigt sehr plastisch, warum Firmen, die gesellschaftliche oder ökologische Probleme lösen, dabei aber keine zusätzlichen Mehrwerte für den Kunden generieren, sich am Markt sehr schwer tun. Deswegen legen wir in unserer Arbeit so einen großen Schwerpunkt darauf. Von romantischen Vorstellungen müssen sich Unternehmer meist verabschieden, solange ihnen niemand die gesellschaftlich erzeugten Gewinne vergütet. Bild: Creative Commons Zero (CC0) license (pexels)