Schlagwortarchiv für: Innovationen

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Bau eines 3D Druckers – Selbsterfahrung

In Berlin gibt es ja (fast) Nichts, das es nicht gibt. Und so habe ich mich überreden lassen, das vergangene Wochenende einem Workshop zu opfern, um einen firmeneigenen 3D-Drucker selber zu bauen. Drei verrückte und sehr sympathische Herren vom fablab in Prenzlauer Berg haben über Jahre hinweg einen 3D-Drucker aus Standardkomponenten plus selbstgedruckten Halterungen konzipiert und ständig verbessert, der sich wirklich sehen lassen kann. Und nach all den vielen Stunden des Rumschraubens und Bastelns (unter der wirklich super kompetenten und geduldigen Anleitung von Bram) habe ich tatsächlich keine Berührungsängste mehr: Aus der vermeintlichen Blackbox ist ein Gebrauchsgegenstand geworden.In der Szene gibt es derzeit eine Aufteilung in zwei Welten. Einerseits gib es nach wie vor eine große grassroots Gruppe, die sich mit der Technik rund um ihren Drucker auskennen. In ihrer Freizeit gestalten sie alle möglichen Gegenstände, vom individuellen Smartphonecover über buchstäblich tausende von Plätzchenausstechern bis hin zu Taschenlampenhalterungen für’s Fahrrad. Das Alles kann man weitestgehend kostenlos im Internet runterladen, in Größe, Dicke u.ä. anpassen und auf dem eigenen 3D-Drucker ausdrucken. Da wird aber auch fleißig mit neuen Filamenten experimentiert, sei es aus Bioplastik, Nylon, Holz, Sandstein und vielem mehr – oder man stellt es gleich selber her, denn sogar dafür gibt es mittlerweile Maschinen, die aus „Plastikabfall“ ein angeblich qualitativ einheitliches ‚Garn‘ auf die Spule des Druckers rollen.Andererseits entwickelt sich auch im 3D-Druck ein Bedarf nach ‚Convenience‘ seitens derjenigen, die eigentlich nur eine Idee oder ein Bild vorgeben und ein gedrucktes Ergebnis in Empfang nehmen wollen. Insbesondere die Hersteller der gängigen Druckermodelle entwickeln hier Dienstleistungen, die es ihnen ermöglichen, mehr von der laufenden Wertschöpfungskette abzudecken – also vom Rohstoff (an dem sie – ähnlich wie beim Toner für Laserdrucker oder den Rasierklingen – gut verdienen) über die Designdienstleistung bis zur Wartung. Im Ergebnis hat der Kunde keine Transparenz mehr, wie sich die Kosten für sein Produkt eigentlich zusammensetzen, aber da er sich mit der Technik nicht auskennt oder nicht auseinandersetzen will, nimmt er das in Kauf. Ein spannender Prozess, den andere Branchen bereits vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten durchlaufen haben – nur, dass er rasend schnell vor sich geht. Längst angekommen ist 3D-Druck in der Medizintechnik, wo aus Keramik oder Titanlegierungen vom Zahnersatz bis zur künstlichen Hüfte zahlreiche Gegenstände quasi „live“ und passgenau für den Patienten ausgedruckt werden.Mich persönlich begeistern die vielen Spezialbereiche, in denen derzeit an Innovationen gearbeitet wird. Vom Drucker der Essen (dickflüssiges wie Teig, Saucen oder Schokolade) in hübsche Formen bringt, über Drucken mit Bienenwachs, Karbon und Algen, bis hin zu Druckern der Marke Eigenbau aus Legobausteinen und Fahrradpumpen, die Vielfalt der Ideen ist überwältigend. Nun muss ich die nächsten Wochen und Monate damit verbringen, mich mit den Fähigkeiten und Grenzen unseres neuen Werkzeugs vertraut zu machen. Ich fürchte, dieses Jahr werden die Weihnachtsgeschenke nicht selbst gebastelt, sondern „selbst gedruckt“!

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Der Druchbruch für 3D-Druck

Vor Kurzem war das Fraunhofer Institut mit uns im Gespräch über das Thema 3D-Druck. Auch wir haben ja bereits vor einigen Jahren erste Prototypen mittels “Digital Manufacturing” hergestellt und beobachten seitdem die Entwicklungen in diesem Markt. Interessanter Weise hat noch kaum ein Industrieunternehmen wirklich den Schritt gewagt, 3D-Druck in seine Prozesse zu integrieren. Vielmehr entsteht gerade eine grass-roots-Bewegung, die verschiedene Modelle und Materialien für unterschiedlichste Anwendungen entwickelt und ausprobiert.

Gerade die Fragen zu nachhaltigen Input-Stoffen sowie geeigneten Geschäftsmodellen zur Skalierung bewegen uns. Wir werden dazu in den nächsten Wochen und Monaten sicher auch eigene Ideen und Ansätze ausprobieren – und an dieser Stelle dazu berichten. Gerne erfahren wir auch von Ihren/Euren Ideen und Initiativen!

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Fashion Week goes vegan

In Berlin ist mal wieder Fashion Week, und so haben wir uns in Schale geworfen und sind einer Einladung zur Show von umasan gefolgt, einem veganen Modelabel. Eine tolle Show, sehr künstlerisch und bewegt umgesetzt – und natürlich immer wieder nett, alte Bekannte und neue Kontakte auf solchen Events zu treffen.

Es ist schon erstaunlich, welche Innovationen es teilweise auf dem Markt gibt, um tierische durch pflanzliche Ausgangsmaterialien zu ersetzen – und erfreulich, wenn nicht auf Chemie und Kunststoffe (Erdöl!!) ausgewichen wird. Algen kennen wir ja schon lange, und auch umasan arbeitet mit entsprechenden Algen-Baumwoll-Fasern – hoffentlich ohne den heute oft üblichen Silberfaden, den man häufig in Sportkleidung findet und der nun mit Umweltschutz wirklich gar nichts zu tun hat – und auch wenn Baumwolle als Trägerfaser selbst in bio-Qualität nicht die ideale Umweltbilanz hat. Auch Bambus ist schon seit einiger Zeit als Textil am Markt und als schnellwachsendes Gras ohnehin ein vielseitiges Produkt in diversen Industrien. Aber Buche und andere Hölzer, deren Filamente jeweils mit untoxischen Lösungsmitteln aus dem Zellstoff gelöst werden, waren auch uns neu und könnten ein spannendes Element für Bioraffinerieprojekte sein.

Kritisch sehe ich jedoch Sojaseide. Bislang ist Soja die einzige pflanzliche Proteinfaser für den Textilen Bereich. Zum Vergleich: Seide und Kaschmir sind tierische Proteinfasern, ebenso wie seit einigen Jahren aus Milchresten das Casein gewonnen und zu Fasern versponnen wird. Proteinfasern wirken antibakteriell und temperaturregulierend und gelten als allergikerfreundlich. Sojaseide wird zwar aus dem Trester gewonnen, der bei der Herstellung von Sojaöl übrig bleibt und somit aus einem „Reststoff“ – aber der Anbau von Soja ist für derart viele Umweltprobleme verantwortlich, dass hier das ‘gute Gewissen’ nicht greift. Und dass hier nur nach strengen Standards angebauter bio-Soja zum Einsatz kommt, ist utopisch – das klappt ja schon bei bio-Leder nicht, dass die Kuh dazu tatsächlich vom Biohof stammt. Liebes Team von umasan, da finden wir doch bestimmt eine Alternative?

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Maden oder die Frage: wie fütter ich meinen Fisch?

Und wieder Besuch aus Brasilien – wie schön! Schon vor einigen Monaten waren wir im Gespräch mit Entologics, die versuchen wollen, eine industrielle Madenproduktion für Fischfutter in Südamerika auf die Beine zu stellen. Ein Pilotversuch in Brandenburg auf Basis von Schlachtabfällen vor einigen Jahren verlief leider im Sande, dabei wäre es dringend notwendig, dass Teile der Fischmehlbasis im gängigen Fischfutter durch andere Proteinquellen ersetzt werden. Mehrere Hochschulen forschen intensiv daran, wie auch die Futtermittelhersteller selbst – denn allein die chinesische Garnelenzucht treibt bereits heute die Preise für Fischmehl aus Beifang in die Höhe.

Noch fehlt es an geeigneten Verfahren, den verhältnismäßig hohen Fettanteil der Maden effizient von den hochwertigen Proteinen zu trennen. Dabei sind Maden nur eine Option, allerdings eine sehr vielversprechende, da sie nahezu jeden organischen Abfall verwerten können und zudem tierische Proteine liefern. Aber auch pflanzliche Quellen wie Wasserlinsen, Grundnesseln oder Algen (die natürlich keine Pflanzen sind) werden auf ihre Verwertbarkeit für die Fische untersucht. Aquakulturen können die Meere jedenfalls nur entlasten, wenn es gelingt, die darin gezüchteten Fische ohne Fischmehl zu mästen.

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Ein rühriger Mann: Treffen mit Bio Schmidt-Bleek

Seit einigen Monaten schon genießen wir das Privileg, von Bio (aka Prof. Friedrich Schmidt-Bleek) zu monatlichen Treffen in kleiner Runde in seiner gemütlichen Berliner Wohnung eingeladen zu werden. Der Erfahrungsschatz des mittlerweile 80-jährigen, der immernoch rege zu Ressourcenproduktivität und “ökologischem Rucksack” publiziert, ist schlicht beeindruckend. Der Austausch in unserer kleinen Runde ist rege und die intensive Vernetzung hält die Gehirnzellen auf Trab. Eine tolle Empfehlung z.B. dieses Video zur Veranschaulichung der Funktionsweise von Wirtschaft und Industrie heute – gerade für Menschen, die sich noch nicht so lange mit der Thematik nachhaltigen wirtschaftens und vermeidbaren Kollateralschäden beschäftigen.

Nur eine Frage stellt Bio regelmäßig, auf die auch diese Runde bislang keine wirklich überzeugende Antwort zu geben weiß: wie müsste ein politischer Impuls aussehen, der ernsthaft etwas bewegt und wieder Sachbezug in den Lobbyismus-Laden bringt? Ideen und Anregungen jederzeit willkommen!