Schlagwortarchiv für: Zukunft

News - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Neujahrsvorsatz gegen die Regulierungswut

Es gibt Tage da fragt man sich, ob unser Staat überhaupt Unternehmer haben will. Die meisten Menschen wissen gar nicht, was für irrsinnige Vorschriften und Regulierungen es in der BRD gibt. Jede Regierung schafft neue Regeln und Gesetze, irgendwie auch als Daseinsbegründung, aber Gesetze verschlanken oder an der Realität ausrichten? Das wird meistens vergessen.Ein Beispiel: in jedem privaten Haushalt dürfen beliebige Verlängerungskabel eingesetzt werden – sie sind ja CE geprüft und damit wohl hinreichend sicher. In einem Büro hingegen muss dasselbe Kabel zwingend einen Schutzschalter haben und regelmäßig von einem Elektriker auf Funktionalität geprüft werden, der dann eine entsprechende Plakette anbringt. Das gilt für JEDES Kabel, das in einem Büro in Deutschland im Einsatz ist. Für mich ein klares Indiz für gelungene Lobbyarbeit: die Elektrikerbranche dürfte sich daran dumm und dusselig verdienen. (Zur Orientierung: zwischen 3 und 15 EUR pro geprüftem Kabel wurden uns schon angeboten…)Es wird aber noch lustiger. Wenn jetzt ein Mitarbeiter an einem dieser streng geprüften Mehrfachstecker sein/ihr privates Handy aufladen möchte (weil er es auch beruflich nutzt – dafür erhält er/sie sogar einen steuerfreien Lohnzuschuss), ist das illegal, zumindest aber nicht durch die Berufshaftpflicht der Firma abgedeckt. Es könnte ja sein, dass das Handy überhitzt und explodiert – dann haftet der Mitarbeiter privat für den Schaden, oder die Chefin, die diese grob fahrlässige Handlung zugelassen hat.Nun fordern manche Politiker ein Recht auf Home Office, wie es das in anderen Ländern gibt. Leider ist es aber in Deutschland so, dass ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitern erlaubt, von zu Hause zu arbeiten, sicherstellen muss, dass diese Mitarbeiter auch zu Hause an einem ergonomisch geeigneten Arbeitsplatz arbeiten. Es gibt aber kein Gesetz, dass der Mitarbeiter den Chef zwecks dieser Überprüfung in seine Wohnung lassen muss (soweit kommt‘s noch!). Es ist also schlicht gar nicht möglich, sich hier rechtskonform zu verhalten. Ob diese Mitarbeiter auch zu Hause jährlich die genutzten Kabel vom Elektriker prüfen lassen müssen, für den Fall eines Kabelbrands während des Home Office Tages?Von Mindestlohn für Praktikanten, der überall nur nicht in den Ministerien bezahlt wird, uvm. wollen wir gar nicht erst anfangen.Es wäre lustig, wenn es nicht gleichzeitig so ernst wäre. Die Folge all dieser wahnsinnigen Überregulierung ist nämlich, dass man als Unternehmer mit Angestellten streng genommen immer mit einem Bein im Knast steht. Als würden Unternehmer nicht schon genug Risiken in Kauf nehmen, packt der Staat noch ein paar drauf, weil Berufspolitiker sich ohne jedweden Realitätsbezug die Welt malen, „wiedewiede wie sie mir gefällt“.Falls wir in 2018 irgendwann eine neue Regierung haben, hätte ich einen dringenden Neujahrswunsch: für jedes neue Gesetz werden zwei abgeschafft. Und redet mal mit ein paar Unternehmern (nicht nur Konzernlenkern, also angestellten Managern!). Vielleicht finden sich ja ein paar sinnvolle Regeln, die wir einführen können, statt sinnloser.

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Kunst vs. Kommerz – von Kompromissen

Wir nehmen in unserer Gesellschaft eine zunehmende Entfremdung von Privatpersonen und „der Wirtschaft“ wahr, häufig gekoppelt mit einer ablehnenden Haltung gegenüber „Kapitalismus“ und der Grundannahme, dass Unternehmen einzig und allein Gewinnmaximierungsziele verfolgen, was per se schlecht sei. Nicht zuletzt äußert sich sogar der rot-rote Berliner Senat in diese Richtung. Dies hat zur Folge, dass in vielen Köpfen eine Mauer zwischen Kunst / Engagement / Zivilgesellschaft und wirtschaftlichen Ansätzen gebaut wird. Doch damit entfallen viele Möglichkeiten, nicht-kommerzielle Projekte auf stabilere Füße (als die Abhängigkeit von Spenden und Fördermitteln) zu stellen. Insbesondere in künstlerischen Bereichen finde ich diese Abwehrhaltung nicht nur schade, sondern schädlich. Kunst soll Menschen erreichen, sonst erfüllt sie ihren Zweck, zur (kritischen) Reflexion und Auseinandersetzung mit Themen anzuregen, nicht mehr. Das bedeutet zwangsläufig, dass in ihrer Ausgestaltung ein Mindestmaß an Ausrichtung auf einen „Markt“ erfolgen muss – die Gruppe der künftigen „Besucher“ muss sich angesprochen fühlen, eingeladen werden. Beliebig hohe Schwellen des Zugangs um der hehren Kunst willen sind reine Selbstverwirklichung. Das mag im Einzelfall bedeuten, Kompromisse einzugehen. Und das ist doch an sich auch nicht verwerflich. Wir alle leben jeden Tag in Graubereichen, nie im Absoluten – und wir können damit für gewöhnlich sehr gut umgehen. Wir brechen uns keinen Zacken aus der Krone, wenn wir innehalten und die Sicht des Außenstehenden einnehmen, es ist streng genommen sogar der anstrengendere Weg. Es ist viel zu bequem zu sagen, „Kunst kann nicht den Betrachter im Hinterkopf haben“. Auch in unserer Arbeit müssen wir Einschränkungen hinnehmen, wenn wir Ideen umsetzen wollen – dann sind nicht 100% Nachhaltigkeit möglich, sondern vielleicht 90% des technisch Machbaren (weil die noch wirtschaftlich vertretbar sind); dann ist es völlig in Ordnung, mit Konzernen zu kooperieren, solange die Spielregeln klar definiert sind; dann werden erst die kleinen Schritte umgesetzt, damit sich eine Gruppe auch die große Vision zutraut. Dogmatisches Denken hindert uns am Handeln. Und manchmal ist es besser, mit 50% Ergebnis das Leben von 50.000 Menschen zu verbessern, als mit 100% Ergebnis das Leben von 5. So weh mathematische Logik an der Stelle tut, sie bringt uns schneller ans Ziel einer lebenswerten Zukunft. Foto: (c) freeimages – Marcelo Terraza

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e-fellows Case Study „Dorf als Unternehmen“

Diesen Monat ist wieder ein Buch mit einem Beitrag von uns erschienen. Diesmal in „Perspektive Unternehmensberatung“ von der online-Stipendienplattform e-fellows. Wir haben darin eine Case Study vorgestellt, wie sie idealtypisch auch von uns selbst für unsere Kunden entworfen würde. „Das Dorf als Unternehmen“ soll Bewerber anregen, außerhalb der gewohnten Firmenstrukturen zu denken, wenn sie Geschäftsmodelle entwickeln – und nebenbei Lösungen für gesellschaftliche Probleme entwerfen.In der Praxis ist es deutlich einfacher, solche Ansätze zu realisieren, wenn der Impuls aus der Bürgerschaft kommt – am besten von den lokalen Unternehmern. In der politischen Landschaft Deutschlands wird in der Regel mehr verwaltet als gestaltet. Es fehlt häufig am Mut für Neues. Dabei könnte Politik mit ihrem Zugang zu häufig großzügigen Fördermitteln zumindest in der Anfangsphase einer konzeptionellen Neuausrichtung die Hürden senken, bis die Machbarkeit neuer Ideen ausgearbeitet ist und Investoren gewonnen werden können.Eine Zusammenarbeit zwischen Politik und Privaten wäre wirklich wünschenswert, um neue Zukunftsperspektiven für den ländlichen Raum zu entwickeln. Mit Digitalisierung allein wird es nicht getan sein. Das dringt hoffentlich auch bis zu den Koalitionsverhandlungen durch.

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Diversität ohne (Frauen-)Quote

Mein Berufsleben hat sich schon immer in eher männlich geprägten Branchen abgespielt, wobei unser Team auch einige starke Frauen beinhaltet. Ich finde die Mischung sehr angenehm, allerdings achten wir fast ausschließlich auf Leistung – wer sie erbringt, ist eigentlich egal.Im Lauf der Zeit werden immer mehr Posten an mich heran getragen, und mit an Regelmäßigkeit grenzender Häufigkeit wird dann erzählt, man sei ja so froh, mal wieder / endlich eine Frau gefunden zu haben. Auch bei Anfragen für Keynotes oder Workshops höre ich häufig, dass man explizit einen Vertreter (sorry, Vertreterin!) des weiblichen Geschlechts gesucht hätte. Seltsamer Weise merken diejenigen dabei nicht einmal, wie beleidigend das in dem Moment ist. Denn ich möchte Positionen aufgrund meiner Leistung angeboten bekommen, nicht weil ich eine Frau bin, und auch Reden halte ich ungerne nur deswegen, weil im Programm weibliche Vornamen fehlten.Den Höhepunkt erlebte ich vor kurzem im Rahmen eines Förderantrags: ein Mitarbeiter des zuständigen Ministeriums fragte, ob die Kollegin absichtlich keine weiblichen Formen verwendet hätte, das sei heute doch wichtig und üblich. Den Antrag hatten zwei Frauen geschrieben, und wir waren beide der Meinung, dass er inhaltlich richtig stark sei. Auf die Idee, den Text durch „Innen“-Anhängsel künstlich zu verlängern, wären wir beim besten Willen nicht gekommen.Ich finde, es gibt eine Grenze der political correctness; in den USA wurde sie in den letzten Jahren irgendwann überschritten, so dass jeder Satz so ausgelegt werden konnte, als würde er irgendeine Minderheit benachteiligen oder verunglimpfen. Die Verärgerung hat m.E. mit zur hoffnungslos reaktionären Wahl des heutigen Präsidenten geführt. Wenn es schlecht läuft, befeuert solch eine Entwicklung auch das Opfergefühl rechter Gruppen, weil man ja „nichts mehr sagen darf“.Es ist wichtig, regelmäßig zu reflektieren, ob das eigene Verhalten ungewollt Normen und Automatismen nutzt, die dazu führen, dass Frauen oder auch Minderheiten jedweder Art benachteiligt werden. Genauso wichtig ist mir jedoch, den Menschen vor mir zu sehen, nicht sein Geschlecht – und schon gar keine umgekehrte Diskriminierung vorzunehmen. Fokussieren wir alle wieder mehr auf das, was zu tun ist, und achten wir auf Ergebnisse, nicht deren verbale Verpackung. Dann kommen wir auch schneller zu potte.

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Wissen, Dialog und Beispiele gegen Wut und Stammtischparolen

Die Ausschreitungen in Hamburg rund um den G20 Gipfel haben uns als Team erschüttert – nicht zuletzt durch die Schilderungen eines Kollegen der vor Ort war (auf der Durchreise von einem Termin). Er flüchtete erst vor brennenden Molotow-Cocktails und erwischte dann nach stundenlangem Warten in gespenstisch leeren Bahnhofshallen den letzten Zug aus der Stadt raus. Unsere Haltung ist da sehr klar: für Gewalt, die sich auch noch gegen völlig Unbeteiligte richtet, gibt es keinerlei Berechtigung und Toleranz.Natürlich diskutieren auch wir im Team intensiv, wenn Skandale wie z.B. aktuell in der Autoindustrie auffliegen – und auch wir verstehen, dass solche Vorgänge Gefühle wie Ohnmacht und Wut auslösen können, sowohl auf die Industrie als auch Politiker, die offensichtlich lange gar nicht so genau hinsehen wollten. Gleichzeitig sehen wir keinen Anlass für Verschwörungstheorien. Die globale Wirtschaft ist zu komplex, als dass sie von ein paar Einzelnen Superhirnen mit bösen Absichten gesteuert würde!Nehmen wir das Beispiel der Banken: im Verhältnis zu früheren Zinssätzen bekommen sie heute für dasselbe Kernprodukt (Kredite) nur noch die Hälfte oder ein Drittel des Preises. Die Anforderungen an Prüfung und Sorgfalt seitens der Regulierung sind z.T. aber sogar gestiegen. Klar sind deswegen dann die Dispo-Zinsen besonders hoch, und natürlich will die Bank dann keine kleinen Kredite vergeben sondern konzentriert sich auf die großen Geschäfte – sonst überlebt sie nicht. Warum dann weiter hohe Boni auszahlen? Tja, da haben sich die Herren (und Damen) in ein schönes Gefangenendilemma manövriert: wer zuerst kürzt, fürchtet tausende Mitarbeiter zu verlieren. Da wäre eine kartellähnliche Absprache ausnahmsweise mal etwas, das von der Bevölkerung befürwortet würde – ein Schelm wer das Heuchelei nennt. Die Unternehmen stecken in ihrem eigenen System fest – und werden gerade rechts und links von „Fin-Tech“ Start-ups überholt, die ihre Chance nutzen, um mit Innovationen die Kosten zu senken und Prozesse zu beschleunigen. Viele Kunden wechseln bereits, ganz langsam auch der Mainstream – auch das ist eine Art „Wahlrecht“ in unserer Demokratie. Nicht jedes Traditionshaus wird das überleben. So funktioniert Marktwirtschaft.Wir haben es wirklich gut im liberalen Deutschland, in der Regel gibt es hier Freiheiten und Rechte, für die Milliarden von Menschen uns beneiden – angefangen bei dem Recht zur friedlichen Demonstration. Natürlich läuft nicht alles rund, aber an den Stellen kann man arbeiten, sich engagieren und es selber besser machen. Die Exzesse von Hamburg wären ein guter Anlass, darüber zu diskutieren, wie man Menschen noch mehr Selbstwirksamkeit erfahren lässt, damit sie Gewalt nicht als Ventil (zu) brauchen (glauben). Gute Beispiele und mehr Dialog. Schuldzuweisungen gehören in den Kindergarten. Foto (c) fcl1971 (freeimages)