More Moor, don’t waste a waste land – Aufwertung durch Paludikultur

Hintergrund: Paludikultur für natürliche Nachhaltigkeit

Die BE Solutions GmbH hat im Zuge einer Potenzialanalyse in der Wilstermarsch, einer Region nahe der Elbmündung mit dem tiefsten Punkt Deutschlands (-3,54 m), zahlreiche Anwendungsbeispiele für die Paludikultur an Marsch und Moorstandorten im Sinne einer Cascading Economy entwickelt.

Das Moor ist eine spezielle Landschaft welche eine Fülle von Ökosystemdienstleistungen bereit hält und gerade mit Hinblick auf Klima- und Umweltschutz trotz seines geringen Flächenanteils eine entscheidende Rolle spielt.

Es prägt das Leben des Menschen schon seit vielen Jahrhunderten. Nicht nur Techniken es zu bewirtschaften, auch unsere Sprache und Literatur wurde in hohem Maße vom Moor beeinflusst. Moore sind wassergesättigte Böden, die aufgrund von Sauerstoffmangel abgestorbenes organisches Material nicht oder nur unvollständig abbauen. Die Produktion organischer Substanzen verläuft somit schneller als deren Abbau. Moore stellen der Gesellschaft bzw. dem Menschen eine Vielzahl von Ökosystemdienstleistung zur Verfügung. Gerade in der aktuellen Debatte um effektive Klimaschutzmaßnahmen müssen der Erhalt und die Renaturierung von Mooren ein essentieller Bestandteil sein, entziehen sie doch der Atmosphäre weltweit jedes Jahr 150 bis 250 Mio. Tonnen CO2 und wirken so als Kohlenstoffsenke. Das von den Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommene CO2 wird nach ihrem Absterben im Torf festgelegt. Im Laufe vieler Jahrtausende haben sich Moore so zu einem gigantischen Kohlenstoffspeicher entwickelt. Obwohl sie nur 3% der Erdfläche bedecken, binden sie in ihren Torfschichten ein Drittel des Kohlenstoffs, etwa das doppelte wie alle Wälder weltweit in ihrer Biomasse.

Innovation: Moorflächen Aufwerten und Nutzen

Deutschland verfügt über zahlreiche Niedermoore. Gerade an solchen Standorten bietet sich eine alternative Bewirtschaftung an, die Moore erhält oder aufbaut und trotz des Untergrunds weiter vom Menschen bewirtschaftet werden können: Bei der Nutzbarmachung und Renaturierung von Moorflächen sprechen wir von einer sogenannten Paludikultur.

Wiedervernässte Moore sind in der Regel stark degradierte und mineralisierte Standorte mit verdichteten und schwer durchlässigen Torfen. Nach einer Wiedervernässung mit Grundwasserständen im oberflächennahen Bereich werden diese Standorte von wenigen dominanten Sumpfpflanzen besiedelt. Je nach hydrologischen Verhältnissen sind als potenziell natürliche Vegetation aber auch Erlenbruchwald, Rohrkolbenröhricht, Schilfröhricht, Großseggenried, Bruchgebüsch oder Süßgrasröhricht zu erwarten. Aber nicht nur Pflanzen sondern auch Tiere wie der Wasserbüffel können sich in einer Paludikultur wiederfinden. Durch ihre besondere Klauenphysiologie werden sie meist für die Landschaftspflege eingesetzt, doch ihre Milch kann zusätzlich zu Büffelmozzarella weiter verarbeitet werden.

Die zur Nutzung als Paludikultur infrage kommenden Pflanzen sind Feuchtgebiets-pflanzen, die nutzbare Biomasse in guter Qualität und Quantität liefern können und gleichzeitig zum Torferhalt beitragen und somit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eine Bewertung für Norddeutschland zeigte, dass von insgesamt 830.000 Hektar Torfmooren ein Viertel für die BRP-Produktion (Biomasse aus wiedervernässten Moorfläche) bewirtschaftet werden könnte. Bei Erträgen von 10 Tonnen pro Hektar und Jahr stehen rund 20 Millionen Tonnen Trockenbiomasse zur Verfügung, was der Leistung von 20 Biomassefeuerungsanlagen mit je 20 MW Kapazität entspräche.

Potential: Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit

Das Grundprinzip aller Paludikultur-Verfahren ist die Erzeugung und Ernte von vermarktbaren Rohstoffen unter dauerhaft nassen Bedingungen mit darunter liegendem Torferhalt oder Torfbildung. Paludikultur ist die derzeit einzige Form der Bewirtschaftung, die dies ermöglicht. Im Gegensatz zur herkömmlichen Nutzung von Niedermooren kann die Paludikultur somit drei Eigenschaften vereinen: Sie leistet einen Beitrag zum Klimaschutz, erhält dauerhaft die landwirtschaftlichen Produktionsflächen und ermöglicht die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen. Wenn Paludikulturen zum Zweck des Klimaschutzes angelegt werden, sollten vorzugsweise hoch produktive bzw. torfbildende Heleophyten (Sumpfpflanzen) verwendet werden.

Paludikulturen sind unglaublich vielseitig. So können sie in diversen Sektoren wie der Bauwirtschaft, dem Gesundheitswesen, der Landwirtschaft und dem energetischen Bereich Anwendung und Absatz finden. Der größte Output an Wertschöpfung ist beim Anbau von ökologischen Baustoffen wie etwa Schilf gegeben – eine Pflanze, die lange in Norddeutschland kultiviert und für Reetdächer verwendet wurde.

Das könnte Sie auch interessieren: Algen als Energiespeicher.

Quellen:

Forschungsantrag der BE Solutions mit der Gemeinde Wilstermarsch