Die Wiedergeburt der Autobatterien- „second life“ als Heimspeicher

Hintergrund: das zu frühe Ende der Autobatterien

Seit der Klimawandel in aller Munde ist, trifft dies auch auf das Thema Verkehr zu. Zwar sinken die spezifischen Emissionen durch den Pkw und Lkw gebrauch pro Verkehrsaufwand seit 1995 stark, doch wird dies durch den erhöhten Gebrauch und zusätzlichen Nutzern wieder aufgehoben und sorgt sogar für eine Erhöhung der Emissionen.1 So belegt der Verkehr Sektor gleich den zweiten Platz des energiebedingten Ausstoßes von Treibhausgasen in Deutschland.2 Um den aktuellen Kurs umzukrempeln, ohne auf individuelle Verkehrsmöglichkeiten zu verzichten, wurden über die letzten Jahre Elektroautos vom Staat subventioniert. Während das große Potential der elektrischen Fahrzeuge „Clean Energie“ zu nutzen schnell erkannt wurde, ergab sich, neben den hohen Emissionen beim Abbau der Ressourcen und der Produktion von E-Autos, noch ein weiteres Problem: Lebensdauer und Entsorgung der Batterien.

Der Nutzbarkeitsstatus von Lithium-Batterien unterliegt den gleichen Prinzipien, wie denen die wir bereits von unseren Smartphones und anderen kabellosen Geräten kennen. Es gibt zum einen eine kalendarische Lebensdauer, sowie eine zyklische Lebensdauer. Die tolerierte Leistung der Ursprungsqualität liegt hier bei 70-80%, was 100.000 – 160.000 km oder ca. 5-10 Jahren Nutzung entspricht. Die meisten Autohersteller bieten hier einen Wechsel der Batterie an. Doch was passiert mit der alten Batterie?

Das Recycling der EV-Batterien ist aufwendig, komplex und teuer; existierende Entsorgungsverfahren noch nicht auf die Menge und Materialien ausgelegt. Doch uns beschäftigt noch ein weiterer kritischer Punkt: Lithium-Batterien werden mit einer Leistung von 70-80% ausgetauscht. Sie sind also noch nutzbar, zum Beispiel als günstiger Heimspeicher.

Innovation: Von Müll zu Speicher

Anstatt den wertvollen immer noch leistungsfähigen Batterien ein Ende zu setzten, kann man den Lebenszyklus dieser Batterien verlängern und somit einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert schaffen.

Eine gebrauchte Autobatterie kann man bereits für 2.000 Euro erwerben. Nimmt man eine Kapazität von 24kWh an, kommt man auf 100 Euro pro kWh und ca. 10.000 (Lade-)Zyklen. Somit kostet der gespeicherte Strom nur ungefähr 1 Cent pro kWh. Um im nachhaltigen Ramen zu bleiben, kann dies mit einer bereits existierenden oder gebrauchten PV-Anlage kombiniert werden, welche um die 500 Euro kostet.

Es gibt bereits viele Privathäuser die eine Photovoltaik-Anlage haben, und sich partiell mit Strom versorgen und bei Spannungsspitzen in das kommerzielle Stromnetz einspeisen. Die innovative Idee besteht nun darin, die alten Autobatterien an diese PV-Anlagen anzuschließen und den ungenutzten Strom zu speichern. Dies könnte kommunal für verschiedene Häuserblöcke geschehen, womit sich nicht nur ökologisch Vorteile ablesen lassen, sondern auch die soziale Wohngemeinschaft gestärkt wird. Das Zuführen von erzeugtem Strom während Spannungsspitzen, würde zu dem vergütet werden und kann für soziale Projekte in der Nachbarschaft eingesetzt werden. Somit kann dies ein soziales, ökologisches und ökonomisches Projekt sein! In Verhandlungen mit Elektroautoherstellern, könnte man niedrige Preise der ausgemusterten Lithium-Batterien verhandeln, indem man den Bau von PV-Ladestationen mit solchen zusichern würde, was die E-Mobilität zusätzlich stärkt. Die Batterien könnten in dieser Form noch mehr als 10 Jahre genutzt werden. Eine Menge gerettete Lebenszeit.

Potential: Sozial und nachhaltig

Das Potential dieser innovativen Idee ist groß. Die Kurzlebigkeit der EV-Batterien ist bedauerlich, vor allem wenn man auf die Emissions lastige Herstellung solcher schaut. Verknüpft man die technische Lösung der Wiederverwendung der Batterien als Speicher mit der sozialen und kommunalen Note, öffnet dies nicht nur ein ökologisches Sprungbrett aus dem „Batterie Problem“, sondern auch eines in das gemeinschaftliche Zusammenkommen und der sozialen Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit. Solch ein Vorhaben könnte auch niederschwellig gefördert werden. Auch ist hier eine Teillösung zu dem Problem der Speicherung und zeitlich verschobenen Nutzung von nachhaltigem Strom zu sehen, welches der Gesellschaft schon lange Kopfschmerzen bereitet. Die denkbaren Anwendungsmöglichkeiten der Batterien sind noch lange nicht ausgeschöpft. Erste Schritte zum „second life“ und einer nachhaltigeren, unabhängigeren Gesellschaft sind hier bereits verzeichnet.

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Quellen

1 https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs#-das-mehr-an-pkw-verkehr-hebt-den-fortschritt-auf

2 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/312450/umfrage/treibhausgasemissionen-in-deutschland-nach-quellgruppe/

3 https://www.windkraft-journal.de/2020/01/25/gebrauchte-elektro-auto-batterien-werden-zu-guenstigen-heimspeichern/144251

4 https://energyload.eu/stromspeicher/solarstromspeicher/voltfang-heimspeicher/