Schlagwortarchiv für: kaskadierende Wertschöpfung

Insekten als Potential - Unternehmensberatung - Nachhaltigkeit, Innovation & Regionalentwicklung

Entomophagie: Insekten als Lebensmittel

Gestern war ich bei der HU Berlin um zum Thema urbane Ernährungsproduktion in der interdisziplinären Veranstaltung „The Anthropocene Kitchen“ zu sprechen. Mit von der Partie auch mehrere Wissenschaftler, und unweigerlich ein Thema in heutigen Zeiten: Insekten.Mich reizt das schon länger, weil die industrielle Zucht von Insekten tatsächlich eine wesentliche Komponente ist, um sowohl für unser Tierfutter als auch für uns Menschen hinreichend Proteine herzustellen, ohne deswegen den Planeten zu überlasten. Denn Insekten können viele unterschiedliche Dinge verarbeiten – angefangen von organischen Abfällen, inkl. Exkrementen, bis hin zu Styropor (!). Nach bisherigem Forschungsstand muss lediglich sichergestellt werden, dass keine Schadstoffe im Futtermaterial vorhanden sind, da diese zum Teil in den Tieren angesammelt werden.Bislang ist es leider untersagt, Insekten zu Tierfutter zu verarbeiten, lediglich lebend dürfen sie an Fische verfüttert werden – was ernsthafte kommerzielle Unterfangen unmöglich macht. Aber Menschen dürfen Insekten sehr wohl essen (auch tote). Im Netz finden sich Anbieter für ganze Insekten, mal süß mal salzig oder scharf gewürzt, als Lolli oder Schokokeks. Wie einer der Experten erzählte, fallen diejenigen von uns, die kulturell keine Insekten als Snacks zu schätzen wissen, in drei Gruppen: diejenigen, die es strikt ablehnen Insekten zu essen; diejenigen, die neugierig zugreifen; und diejenigen, die es gerne probieren wollen (intellektuell), sich jedoch körperlich nicht überwinden können, reinzubeißen. Solche Produkte bleiben daher wohl vorerst eher eine Nische in westlichen Ländern.Sehr spannend jedoch: Insektenmehl das ähnlich wie Soja zu Schnitzeln, Wurst oder Hamburgern verarbeitet wird. In Belgien bereits im Supermarkt zu kriegen – geschmacklich vermutlich ohne Unterschied (die Gewürze sind ja dieselben!). Das dürfte in den nächsten Jahren durchaus ernsthafte Marktanteile gewinnen.Als Nachtisch gab es bei der Veranstaltung übrigens „echten“ Bienenstich, also mit gerösteten männlichen Bienenlarven wie Nüsse darüber gestreut. Sehr lecker! PS: Update vom 26.10.2015: Nachdem ‚rotes Fleisch‘ jetzt als krebserregend gilt, wechseln wir vielleicht schneller zu Insekten?Foto: Shankar S. unter creative commons Lizenz

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Das Anthropozän – oder doch das Plastikozän?

Ein neues geologisches Zeitalter ist angebrochen: das Anthropozän. Das bedeutet, dass der Mensch jedes Jahr mehr Gestein bewegt als Tektonik, Vulkane oder sonst eine natürliche Kraft. Allein im Städte- und Straßenbau sind es mittlerweile 8 Mrd. m³ Beton pro Jahr, also 1 Kubikmeter pro Mensch und Jahr, die verbraucht werden.Die Wissenschaftler streiten noch, seit wann genau dieses Zeitalter erreicht ist, denn auch andere Faktoren spielen eine Rolle: die Produktion von Treibhausgasen ist v.a. seit der industriellen Revolution, als der Mensch mit der Verbrennung von Fossilien in nennenswertem Umfang begann, relevant;  Radioaktivität findet sich im Packeis der Arktis, seit 1945 mit Atomtests begonnen wurde; auch viele Veränderungen landschaftlicher Natur, die Vernichtung von Lebewesen und Lebensräumen bis hin zur Übersäuerung der Ozeane gehen auf das Konto des Menschen.Fast noch bedenklicher ist, dass der Mensch von unterschiedlichen Kunststoffen bis hin zu hochreinem Silizium aus Halbleitern diverse Verbindungen in Umlauf bringt, die in der Natur nicht vorkommen. Viele davon reichern sich an: in Vogelnestern, Muschelfiltern, Fischbäuchen… und da zahlreiche Kunststoffe gleichzeitig auch Schadstoffe an sich binden, gelangen diese über die Nahrungskette dann wieder in unseren Körper. Auch die menschliche Landschaftsprägung durch Monokulturen ist „unnatürlich“, und da Genmanipulationen zunehmend aussehen wie natürliche Mutationen, wird hier künftig eine Vermischung mit dem natürlichen Genpool stattfinden, die nicht rückgängig gemacht werden kann. Ganz schön viel Verantwortung – ob wir immer wissen, was wir da tun?Blue Economy ist regelmäßig in Gesprächen auch mit Konzernen, die diese Prozesse mit prägen und lenken. Leider kommt unsere Botschaft nicht immer an: um z.B. Urban Farming Systeme in unterschiedlichen klimatischen Bedingungen umzusetzen, und das „so low-tech wie möglich“, braucht es alte Sorten, die sich an ihre Umgebung anpassen und auch mal mit Schwankungen im Nährstoffangebot umgehen können, keine sensiblen „Rennpferde“ (Saatgut) die nur zusammen mit dem (vom gleichen Konzern bereitgestellten) idealen Mix an Kunstdünger und Pestiziden gute Erträge bringen. Plastik in Kleidung wie auch Kosmetik ist langfristig gesehen oft schlimmer als der Verzicht auf tierische Produkte – ohne deren „Abfälle“ die meisten Ökosysteme gar nicht funktionieren, die wir daher sehr gerne in unsere kaskadierenden Wertschöpfungen einbauen.Überhaupt: wenn man intelligent kaskadiert, sind nachhaltige Systeme hochgradig konkurrenzfähig und eben nicht teurer als konventionelles Wirtschaften. Für ein systemisches Verständnis braucht es wohl noch viiiiiel Bildungsarbeit – und noch viel mehr gute Beispiele für eine profitable Umsetzung ‚blauer‘ Geschäftsmodelle. Bildnachweis: aktuelles Plakat des Deutschen Museum, München

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Forschungsobjekt zum Thema hybride Geschäftsmodelle

Es ist schon immer wieder spannend, wenn man merkt, dass das eigene unternehmerische Handeln nicht der Norm entspricht – so sehr, dass es zum Forschungsobjekt wird. Erst vor einigen Tagen hatten wir mal wieder wissenschaftlichen Besuch, dieses Mal von der Universität Kassel zum Thema hybride Geschäftsmodelle. Regelmäßig führen wir zudem Interviews mit Studenten für ihre Abschlussarbeiten rund um Innovationen, Skalierbarkeit, Erfolg oder Wissensmanagement. Teilweise ist es ziemlich verwirrend, mit welchen neuen Klassifizierungen und Kategorien dort jongliert wird, um zu erfassen, was Unternehmen im Alltag konkret tun. Wenn dann noch die Frage kommt, wie man selbst sich kategorisieren würde – ohne dass die Kategorien genannt werden – muss man schon etwas schmunzeln – wir denken schließlich per Definition „outside the box“ und eben nicht in Schubladen.

Das eigene Handeln zu reflektieren und „von außen“ zu betrachten ist ohnehin etwas, das wir Menschen eigentlich nur sehr bedingt beherrschen. Deswegen ist der Idealfall, man wird wissenschaftlich begleitet und „beobachtet“. So wie bei der Zeche Westfalen, wo der durch uns begleitete Wandel zur „Green Mine Westphalia“ letztlich in einem Buch mündete: „Herausforderung Strukturwandel und Innovation: Mit dynamischen Wertschöpfungspartnerschaften zu neuen Wettbewerbs- und Beschäftigungsperspektiven“ (Thomas Langhoff (Hrsg.), 2011, Verlag Dorothea Rohn). Derart analytisch und detailliert könnten wir das selber gar nicht erfassen. Wie gut, dass es die Wissenschaft gibt!

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Der Druchbruch für 3D-Druck

Vor Kurzem war das Fraunhofer Institut mit uns im Gespräch über das Thema 3D-Druck. Auch wir haben ja bereits vor einigen Jahren erste Prototypen mittels “Digital Manufacturing” hergestellt und beobachten seitdem die Entwicklungen in diesem Markt. Interessanter Weise hat noch kaum ein Industrieunternehmen wirklich den Schritt gewagt, 3D-Druck in seine Prozesse zu integrieren. Vielmehr entsteht gerade eine grass-roots-Bewegung, die verschiedene Modelle und Materialien für unterschiedlichste Anwendungen entwickelt und ausprobiert.

Gerade die Fragen zu nachhaltigen Input-Stoffen sowie geeigneten Geschäftsmodellen zur Skalierung bewegen uns. Wir werden dazu in den nächsten Wochen und Monaten sicher auch eigene Ideen und Ansätze ausprobieren – und an dieser Stelle dazu berichten. Gerne erfahren wir auch von Ihren/Euren Ideen und Initiativen!

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Maden oder die Frage: wie fütter ich meinen Fisch?

Und wieder Besuch aus Brasilien – wie schön! Schon vor einigen Monaten waren wir im Gespräch mit Entologics, die versuchen wollen, eine industrielle Madenproduktion für Fischfutter in Südamerika auf die Beine zu stellen. Ein Pilotversuch in Brandenburg auf Basis von Schlachtabfällen vor einigen Jahren verlief leider im Sande, dabei wäre es dringend notwendig, dass Teile der Fischmehlbasis im gängigen Fischfutter durch andere Proteinquellen ersetzt werden. Mehrere Hochschulen forschen intensiv daran, wie auch die Futtermittelhersteller selbst – denn allein die chinesische Garnelenzucht treibt bereits heute die Preise für Fischmehl aus Beifang in die Höhe.

Noch fehlt es an geeigneten Verfahren, den verhältnismäßig hohen Fettanteil der Maden effizient von den hochwertigen Proteinen zu trennen. Dabei sind Maden nur eine Option, allerdings eine sehr vielversprechende, da sie nahezu jeden organischen Abfall verwerten können und zudem tierische Proteine liefern. Aber auch pflanzliche Quellen wie Wasserlinsen, Grundnesseln oder Algen (die natürlich keine Pflanzen sind) werden auf ihre Verwertbarkeit für die Fische untersucht. Aquakulturen können die Meere jedenfalls nur entlasten, wenn es gelingt, die darin gezüchteten Fische ohne Fischmehl zu mästen.