Schlagwortarchiv für: Politik

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Die Qual der Wahl: Demokratie ist anstrengend?

Diesen Monat stehen an unseren beiden Standorten, in Berlin und Niedersachsen, politische Wahlen an. Als Firma, die häufig in einem politisch geprägten Umfeld arbeitet, sind wir auf den Ausgang natürlich sehr gespannt.Doch noch viel mehr beschäftigt uns in letzter Zeit die Frage, ob das Land in dem wir leben eigentlich weiß, was es bedeutet, „die Wahl zu haben“. Kaum einem Land geht es so gut, kaum eine Bevölkerung ist im Durchschnitt so reich – und selbst die „Armen“ bei uns sind deutlich besser abgesichert, als es sich die Masse der weltweiten Bevölkerung überhaupt träumen lassen könnte. Und dennoch herrscht Unmut, Neid und Unzufriedenheit. Gerade auf die Politik wird geschimpft; aber selber Politiker werden um andere Entscheidungen herbeizuführen, das möchte auch k(aum)einer.Für mich bedeutet wählen zunächst einmal Verantwortung. Denn es liegt in meiner Hand, Dinge zu verändern – angefangen bei meinem eigenen Leben. Man muss Chancen nutzen, die sich bieten, statt sich in die Opferrolle zu begeben und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich entscheide, wie ich meine Zeit verwende. Ich entscheide, wofür ich mein Geld ausgebe. Und ich entscheide, wer meine Stimme erhält, um auf politischer Ebene Rahmenbedingungen zu schaffen, die mir als Unternehmer das Wirtschaften ermöglichen.Wir leben in einem Land, das uns nahezu jede Freiheit lässt, unser Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ich bin dafür unendlich dankbar, denn für diese Voraussetzungen habe ich nichts getan, ich bin zufällig in diese glückliche Situation hinein geboren. Also nutzen wir sie. Deutschland ist ein Land der Möglichkeiten. Anstrengung wird in der Regel belohnt. Und selbst wenn mir nicht gefällt, was die Mehrheit am Ende durch ihre Kreuzchen gewählt hat – gerade im kommunalen Raum ist es oft ganz einfach, sich einzubringen. Denn Gemeinderäte und Bezirksabgeordnete sind im Zweifel meine Nachbarn, oder wohnen ein paar Hundert Meter weiter. Man kann sie ansprechen: im Supermarkt, in der Kneipe, oder beim örtlichen Sportverein.Tun Sie das mal. Reden Sie mit „gewählten Volksvertretern“, hören Sie auch deren Sorgen und Zwänge. Gehen Sie in einen Dialog und Austausch. Sie werden sehen: es gibt immer Spielräume und kreative Lösungen, um wichtige Themen zu bewegen. Manchmal muss man dafür Kompromisse schließen – oder auf andere Prioritäten verzichten. Darüber lässt sich sprechen. Gestalten wir das Deutschland, das wir uns erträumen. Gemeinsam.

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Sich neu erfinden: eine Region gibt sich ein neues Profil

Sowohl der wirtschaftliche als auch der demografische Wandel stellen viele Regionen in Deutschland vor große Probleme. Besonders im ländlichen Raum zeigt sich der Strukturwandel deutlich. Vielerorts hat ein Mangel an Arbeitsplätzen und Perspektiven dazu geführt, dass junge Menschen weggezogen sind – häufig in die Großstädte. Doch wo immer weniger Menschen leben, wird auch weniger investiert. Das hat weitreichenden Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft. Dabei ist gesellschaftlicher Wandel kein neues Phänomen. Das Erzgebirge stand Mitte des 19. Jahrhunderts vor ähnlichen Herausforderungen: der Bergbau war fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Landesregierung warb dafür, dass Fachleute aus anderen Branchen sich in der Region ansiedeln sollten. Der Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange folgte diesem Ruf – und konnte die Behörden für ein mutiges Experiment gewinnen. Nach dem Vorbild der Schweizer Werkstattprinzips, bei dem sich diverse kleinteilige Firmen auf spezifische Bauteile spezialisieren und so effizienter sind als jemand, der eine gesamte Uhr selber baut, bildete Lange junge Menschen zu Spezialisten aus. Ihm folgten weitere Uhrmacher, und es entstand eine Tradition, die bis heute anhält: Glashütte steht weltweit für Qualität und Innovation bei hochwertigen Uhren und kann bis heute im internationalen Wettbewerb mithalten. Auch heute ist es möglich, dass eine Region sich neu erfindet und für alle eine gemeinsame neue Identität geschaffen wird. Hierfür müssen alle an einem Strang ziehen: Bürger, Verwaltung und lokales Gewerbe. Zunächst müssen drei Kernfragen beantwortet werden: Was haben wir? Wer sind wir? Wohin wollen wir? Werden diese Themen ehrlich diskutiert und beantwortet, kann Wandel als Chance genutzt werden. Inspiration und Ideen von außen gibt es zu Hauf, oft bedarf es lediglich eines kleinen Impulses, um aus der Vielfalt der Möglichkeiten diejenige zu identifizieren, die zum Ausgangspunkt für eine neue Entwicklung werden kann – und die im Einklang mit den identifizierten Werten und Zielen steht. Ist die Abwärtsspirale einmal gestoppt, lässt sich die Entwicklung ja auch ins positive „schrauben“. Die Potenziale dafür sind bereits vorhanden, es gilt sie gemeinsam zu heben.Foto: (c) FreeImages.com/lev olson

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Umbruch in der Landwirtschaft

Die aktuellen Demonstrationen in Frankreich sind nur ein kleiner Hinweis darauf, was in unserer Landwirtschaft gerade passiert. Es ist erschreckend und war sicherlich nicht beabsichtigt, aber die Kombination aus Russland-Sanktionen mit dem Wegfall der Milchquote hat den Markt massiv erschüttert. Bauern erhalten heute nur noch 28 Cent pro Liter Milch – bei Herstellungskosten zwischen 47 und 52 Cent pro Liter. Wie lange sollen diese Unternehmen denn überleben, wenn sie zu 40-50% unter Selbstkosten verkaufen? Eigentlich unverschämt, dass der Einzelhandel seine Marktmacht derart ausnutzt, die Verbraucher haben jedenfalls keine Preissenkung gefordert. Solidarisches Handeln ggü. Russland hätte bedeutet, angesichts der Überschüsse gerade diejenigen zu belohnen, die das Überangebot NICHT verstärken, also ihre Produktion stabil halten.So droht uns eine massive Beschleunigung der ohnehin voranschreitenden Vergrößerung der landwirtschaftlichen Betriebe. Höfe mit 50 Kühen sind sowieso (fast) nur noch im Bio-Bereich anzutreffen und gehören ansonsten ins Reich der naiven Verbraucherromantik. Banken wie Molkereien üben Druck aus, damit Landwirte ihre Produktion ausbauen und so angeblich ihre Effizienz erhöhen. Bislang geben im Durchschnitt 3% aller Höfe jährlich auf, nur jeder zweite Landwirt kann von seinem Hof leben (der Rest hat Nebenjobs!). Angesichts der heutigen Preise könnten schon bald bis zu 10% der Milchbauern jedes Jahr aufgeben. Dann sind auch die Landwirte mit 200 oder 300 Rindern Geschichte.Wollen wir das? Ist dem Verbraucher überhaupt bewusst, was es bedeutet, dass eine Milchkuh heute nur noch 3 bis 5 Jahre alt wird und fast 200.000 von ihnen jedes Jahr schwanger geschlachtet werden – ausrangiert, weil die Milchproduktion zu stark nachlässt? Wie lange dauert es, bis sich so ein Denken auch auf uns überträgt: Du bist zu alt / langsam / schwach, weg mit Dir…? Greift die billig-Mentalität zu weit um sich, schwächen wir uns selbst – und schreien dann nach dem Staat, der den Schaden reparieren soll. Aller Absatz, den wir unseren Betrieben im Inland ermöglichen, schützt sie ein Stück weit vor den irren „größer – höher – weiter“ Zwängen ihrer globalisierten Märkte.Bislang haben wir eine solidarische Marktwirtschaft, und die ist stark genug, um einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung dauerhaft zu alimentieren – und wir sind eigentlich auch stolz, uns das leisten zu können. Aber das funktioniert eben nur, wenn die Masse der Unternehmen in der Lage ist, Margen zu erwirtschaften und dadurch faire Löhne zu bezahlen. Deswegen wäre es an erster Stelle solidarisch, höhere Preise für gute Qualität zu zahlen – dafür kann der Hersteller (ob Bauer, Bäcker oder sonstiger Betrieb) Mitarbeiter solide beschäftigen und höhere Qualitätsstandards einhalten. Die so gestiegene Kaufkraft ist ein sich selbst verstärkender Kreislauf, vor allem und insbesondere dann, wenn regional hergestellte Produkte den Vorzug erhalten, das Geld also erstmal in unserer eigenen Wirtschaft zirkuliert.Ich hoffe, deutsche Verbraucher kapieren das, bevor die Milchbauern aufgeben. Bild: freeimages / jim broughton

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Für mehr Solidarität mit Flüchtlingen in Europa

In den letzten Wochen und Tagen spitzt sich das Flüchtlingsdrama vor unser aller Haustür dermaßen zu, dass mir fast schon schwindelig wird. Die Nachrichten sind teilweise so erschreckend, dass einem der Atem stockt – erst recht gepaart mit den eiskalten Kommentaren mancher Politiker, insbesondere aus osteuropäischen Ländern. Bei mir und unserem Team bleibt das Gefühl, handeln zu müssen. Die Solidaritätswelle, der derzeit durch Deutschland rollt, ist wirklich toll, sie macht einen stolz – auch wenn das Verwaltungschaos das sie überbrückt eher peinlich ist. Eigentlich dachte ich immer, wir sind gut organisiert; für die Marke „made in Germany“ ist das, was in manchen Gemeinden derzeit abgeht, jedenfalls kein Imagegewinn! Seit zwei Wochen gibt es ganz in der Nähe von unserem Büro ein Flüchtlingsheim, rund 1.000 Menschen sind dort innerhalb weniger Tage aufgenommen worden – und die Karlshorster Nachbarschaft hat bereits Fahrradwerkstätten, Bastelnachmittage und Joggingrunden organisiert, bis auf Möbel werden keine Sachspenden mehr benötigt. Absolut beeindruckend!! Inspiriert davon haben wir diese Woche gemeinsam überlegt, wo wir glauben, einen Unterschied machen zu können. Wir waren uns schnell einig: mittelfristig gelingt Integration nur, wenn Jobs vorhanden sind. Die Sprache wird schneller gelernt, Netzwerke geknüpft, das Selbstbewusstsein gefestigt – Mensch „kommt an“. Ganz langsam wächst auch bei unseren Behörden die Erkenntnis, dass wir dafür erstmal die Qualifikation erfassen müssen, damit diese Menschen ihr Potenzial einsetzen und entfalten können. Wenn sich die Euphorie der Ankunft und das Entsetzen über die langen Formulare dann gelegt hat, dürfte die Frage nach dem Arbeitsmarktzugang ins Zentrum der Aufmerksamkeit der meisten Flüchtlinge rücken, die nahezu alle darauf brennen, sich ihren Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit zu verdienen.Machen wir uns nichts vor: Makroökonomisch bluten mit der Flüchtlingswelle ganze Länder aus, ihre Mittelschicht und ihre jungen, tatkräftigen Bürger kommen zu uns. Für Deutschland ist das ein Segen, unsere Wirtschaft braucht frische Fachkräfte die Lust haben, etwas zu leisten. Bloß nicht rumsitzen und die Wand anstarren müssen! In der Realität werden unsere Bemühungen um manch andere Randgruppen, wie Langzeitarbeitslose, dafür vermutlich sinken – der Bedarf der Unternehmen wird schon bald anderweitig gedeckt, und wenn die Sprache erstmal beherrscht wird, sind junge Kandidaten mit hoher Motivation ziemlich sicher im Vorteil.Wir arbeiten jetzt jedenfalls daran, in unserem kleinen Team Platz zu schaffen und gleichzeitig ein Modellprojekt zu entwickeln und umzusetzen, das unser Netzwerk, unsere Stärken und unser Erfahrungswissen nutzbar macht. Ich glaube ehrlich, dass Blue Economy sehr viel Lernpotenzial „für’s Leben“ bietet, selbst oder gerade auch für Menschen, die eines Tages vielleicht doch wieder in ihre Heimat zurückkehren – und dann das Wissen um ressourcenoptimiertes Wirtschaften mitnehmen.Jede Krise ist auch eine Chance, und unser Land – aber auch die EU insgesamt – sollte sie nutzen. Die Länder, deren Arbeitsmarkt sich heute reformiert, flexibilisiert und verjüngt werden in den nächsten Jahren die Früchte ernten. Hauptsache, jeder von uns unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten diesen Veränderungsprozess, der ohnehin unvermeidlich geworden ist. Refugees welcome! Wer spenden möchte: hier die betterplace-Kampagne von blogger-für-Flüchtlinge.

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Grenzen der Meinungsfreiheit

Ab und an flucht man als Deutscher doch über unsere Bürokratie: wenn Ämter wegen angeblichen Formfehlern Anträge erneut „von Null“ vorlegen lassen, wenn Zuständigkeiten auf 5 Behörden verteilt sind, oder der Regulierungswahn jeden Unternehmer verzweifeln lässt, weil er faktisch ständig zwischen Pragmatismus und Legalität balancieren muss. Nicht zuletzt zweifelt man manchmal an unserem Justizsystem – wo zwischen Recht haben und Recht bekommen (also Gerechtigkeit) Welten liegen können. Insbesondere im Internetzeitalter hat sich da manches verschoben. So ist es z.B. im Rahmen der Meinungsfreiheit erlaubt, Dritte wüst zu beschimpfen und mit in Frage verpackten Behauptungen zu überziehen, und das in aller Öffentlichkeit. Selbst wenn daran kein Gramm Wahrheit ist, kann der Beleidigte nur schwer juristisch dagegen vorgehen; wenn er es tut, hat er die Kosten erstmal selber zu tragen und darf dann schauen, ob und wie er sie (falls er vor Gericht Recht bekommt) vom Täter zurück bekommt. In der Öffentlichkeit bleibt immer ein Rest kleben, nach dem Motto „war da nicht mal was von wegen …? Ein Quäntchen Wahrheit muss ja dran sein…“. Und so ist der Ehrliche der Depp, das Opfer doppelt geschädigt. Besonders Journalisten und Politiker erleben das zunehmend: ein Gerücht verselbständigt sich und wird im schlimmsten Fall zur rufschädigenden Kampagne. Selbst Morddrohungen sind keine Seltenheit mehr – dann halt anonym, so bleiben die Täter straffrei. Halten wir als Gesellschaft keine Meinungsverschiedenheiten mehr aus? Können wir so etwas nicht mehr ausdiskutieren? Ist die Anzahl derer, die glauben, über Dritte urteilen zu dürfen, größer geworden – oder nur die Möglichkeiten, seine Meinung öffentlich zu verbreiten? Vielleicht kann einfach ein Teil der Bevölkerung mit dem hohen Maß an Liberalismus, den wir uns heute gönnen, nicht umgehen – denn Freiheit bedeutet ja immer auch Verantwortung. Ich hoffe, wir schaffen es als Gesellschaft, noch viel klarer gegen Ausgrenzung und Diffamierung Position zu beziehen. Insbesondere Menschen, die sich für positive Veränderungen einsetzen, müssen geschützt werden – es kann nicht sein, dass wir Pöbeleien, Verleumdung und gar Drohungen als unvermeidbare „Randerscheinung“ hinnehmen. Egal ob Flüchtlinge bei uns Schutz suchen, Juristen gegen Korruption kämpfen oder Prominente ein Zeichen für Humanität setzen: sie alle müssen wissen, dass die Masse der Gesellschaft hinter oder sogar schützend vor ihnen steht. Foto: freeimages/David Lat