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Kunst vs. Kommerz – von Kompromissen

Wir nehmen in unserer Gesellschaft eine zunehmende Entfremdung von Privatpersonen und „der Wirtschaft“ wahr, häufig gekoppelt mit einer ablehnenden Haltung gegenüber „Kapitalismus“ und der Grundannahme, dass Unternehmen einzig und allein Gewinnmaximierungsziele verfolgen, was per se schlecht sei. Nicht zuletzt äußert sich sogar der rot-rote Berliner Senat in diese Richtung. Dies hat zur Folge, dass in vielen Köpfen eine Mauer zwischen Kunst / Engagement / Zivilgesellschaft und wirtschaftlichen Ansätzen gebaut wird. Doch damit entfallen viele Möglichkeiten, nicht-kommerzielle Projekte auf stabilere Füße (als die Abhängigkeit von Spenden und Fördermitteln) zu stellen. Insbesondere in künstlerischen Bereichen finde ich diese Abwehrhaltung nicht nur schade, sondern schädlich. Kunst soll Menschen erreichen, sonst erfüllt sie ihren Zweck, zur (kritischen) Reflexion und Auseinandersetzung mit Themen anzuregen, nicht mehr. Das bedeutet zwangsläufig, dass in ihrer Ausgestaltung ein Mindestmaß an Ausrichtung auf einen „Markt“ erfolgen muss – die Gruppe der künftigen „Besucher“ muss sich angesprochen fühlen, eingeladen werden. Beliebig hohe Schwellen des Zugangs um der hehren Kunst willen sind reine Selbstverwirklichung. Das mag im Einzelfall bedeuten, Kompromisse einzugehen. Und das ist doch an sich auch nicht verwerflich. Wir alle leben jeden Tag in Graubereichen, nie im Absoluten – und wir können damit für gewöhnlich sehr gut umgehen. Wir brechen uns keinen Zacken aus der Krone, wenn wir innehalten und die Sicht des Außenstehenden einnehmen, es ist streng genommen sogar der anstrengendere Weg. Es ist viel zu bequem zu sagen, „Kunst kann nicht den Betrachter im Hinterkopf haben“. Auch in unserer Arbeit müssen wir Einschränkungen hinnehmen, wenn wir Ideen umsetzen wollen – dann sind nicht 100% Nachhaltigkeit möglich, sondern vielleicht 90% des technisch Machbaren (weil die noch wirtschaftlich vertretbar sind); dann ist es völlig in Ordnung, mit Konzernen zu kooperieren, solange die Spielregeln klar definiert sind; dann werden erst die kleinen Schritte umgesetzt, damit sich eine Gruppe auch die große Vision zutraut. Dogmatisches Denken hindert uns am Handeln. Und manchmal ist es besser, mit 50% Ergebnis das Leben von 50.000 Menschen zu verbessern, als mit 100% Ergebnis das Leben von 5. So weh mathematische Logik an der Stelle tut, sie bringt uns schneller ans Ziel einer lebenswerten Zukunft. Foto: (c) freeimages – Marcelo Terraza

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